Ausflug ins Mittelalter

Auf dem Rückweg vom Kongress bin ich noch kurz zu Schloss Berlepsch abgebogen. Denn in Witzenhausen gibt es einen kleinen mittelalterlichen 3D-Parcours!

Der Parcours wird gepflegt von Mittelalter leben e.V.

Es handelt sich um ein kleines Gelände im Schlosspark. Einmal jährlich wird ein Turnier veranstaltet, bei dem der Parcours deutlich vergrößert wird und sich in den angrenzenden Wald erstreckt.

Da ich mich bereits im Vorfeld erkundigt hatte, wusste ich, dass nur Holzpfeile und traditionelle Ausrüstung erwünscht sind. Außerdem wird um Gewandung gebeten, damit man zum mittelalterlichen Treiben und Lagerleben passt. Also hatte ich „Spargewandung“ eingepackt, und die Holzpfeile sowie der Langbogen befanden sich sowieso im Auto.

Im Moment befinden sich 13 Ziele im Parcours, von der kleinen Ratte bis zum Reh. Alle Ziele sind jagdlich gestellt. Angesichts der traditionellen Ausrichtung sind die Entfernungen nicht so groß, aber präzises Schießen ist erfordlich! Denn Holzpfeile aus Baumstämmen und Wurzeln zu popeln macht nicht unbedingt Spaß.

Sind die ersten Ziele noch leicht zu finden, wird es nach etwa einem Drittel der Ziele schwieriger. Wo ist das Ziel, wo ist der Pflock? Ja, da musste man manchmal suchen, aber dies liegt durchaus in der Intention der Betreiber. Schließlich befinden wir uns auf der Jagd, und das Wild erscheint eben nicht auf dem Präsentierteller. :>>

Das einzige Ziel, dass ich auch nach längerem Suchen nicht gefunden habe, war das Reh. Ich konnte einen Schützen im Tal fragen, der aber auch nur wusste, dass das Reh wohl gut zwischen den Bäumen versteckt sei. Außerdem hatte mir der Parcoursbauer geflüstert, dass das Reh der weiteste Schuss ist, auf 28 m. So viele Möglichkeiten gab es für einen Weitschuss nicht, daher suchte ich nochmals am Rand einer großen Wiese. Und tatsächlich, das Reh kauerte unterhalb eines großen Baumes in einer dunklen Umgebung. Daher war es auf der sonnenbeschienenen Wiese kaum zu sehen. Aber wo war der Pflock??? Mh… 28 m… Also suchte ich weiter, und am Rand einer großen Farnansiedlung steckte er.

Einmal bin ich jedoch erschrocken. Ich fand einen Pflock und ein Ziel. Das Ziel sah auf die ca. 15 m aus wie ein bemoostes 3D-Tier (Marder? Eichhörnchen?), das neben einem Stein (!) und einem Holzklotz stand. Ich also das Ziel beschossen. Der erste Pfeil ging in den Sockel, zwei weitere knapp unterhalb ins Gras. Als ich die Pfeile ziehen wollte, bemerkte ich: das Ziel war ein Stein!!! Zum Glück war die Spitze des ersten Pfeils nur ein wenig „abgeflacht“, der Pfeil ist komplett in Ordnung. Soviel *wumms* haben die Holzprügel zum Glück nicht – einen Carbonpfeil mit dem Recurve hätte es vermutlich zerlegt… 😦
So ein Dusel!

Das erste Ziel, der Fasan, und „offiziell“ das Reh sind mir entkommen. Ansonsten konnte ich alles Wild „erlegen“!
Und das, obwohl ich den Langbogen ja schon länger nicht mehr geschossen habe, und die dicken Holzprügel eigentlich sogar für den Recurve zu schwer sind – also erst recht nicht zum schwächeren Langbogen passen!
Aber dadurch habe gemerkt, wie die Konferenz und das Training mit Peter O’Connor in mir nachwirkten. Ich konnte sehr entspannt und konzentriert schießen! Der Fasan war gewissermaßen zum Einschießen… 😛
Und beim Reh machte sich die fehlende Abstimmung der Pfeile bemerkbar. Die 28 m waren zwar zu schaffen, aber nur knapp. Also habe ich die Deckung hinter den Farnen verlassen und auf ca. 18 m konnte ich hier mit einem Körpertreffer abschließen.

Ein kleiner, aber sehr feiner Parcours! Nette Leute im Mittelalterverein und ein schönes Schloss – Herz was willst du mehr an einem schönen sonnigen Tag!

Nordhessen, genauer das „Brüder-Grimm-Land“, lohnt sich auch als Urlaubsregion!
Wie schön, dass ich Ende August mit dem Fantasy-Verein wieder auf Burg Ludwigstein bin – da nutze ich die Möglichkeit, den Parcours auf Schloss Berlepsch wieder zu besuchen. :yes: