Gestern habe ich meinen Anker wiedergefunden! Und auch meine neue Atemtechnik („Bremse“)!
Die Sonne lachte mir bereits morgens ins Gesicht, aber es half ja nichts: „eingesperrt“ im Büro dauerte es noch ein paar Stunden, bis ich endlich nach Wuppertal fahren konnte.
An den Scheiben habe ich auf verschiedene Entfernungen mehrere Passen geschossen. Vor jedem Schuss habe ich mir vorgenommen, mich auf den Anker und die Atmung zu konzentrieren. Der Anker war diesmal kein Problem, ab und zu habe ich meine „Zwischen-Einatmung“ vergessen. Das fiel mir jedoch auf, so dass ich es beim nächsten Schuss besser machen konnte. Die Gruppen sahen gar nicht übel aus! Also beschloss ich, als Belohnung in den Parcours zu gehen.
Auch hier gelang es mir, mich auf Anker und Atmung zu konzentrieren! Und die Pfeile landeten dort, wo sie hin sollten! Obwohl ich den Focus nicht auf dem Ziel hatte, es kam mir nur auf die gute Ausführung an. „Schwächelte“ ich nur in einem dieser Aspekte, stimmte zwar die Richtung, aber der Pfeil landete nicht im Tier. Da ich alleine unterwegs war, hatte ich „alle Zeit der Welt“, meinen Schussablauf korrekt aufzubauen.
Fotoalbum dieses schönen Frühlingsnachmittages
Ich hatte die Kontrolle über meine Schüsse, und mein Sniper gab mir die exakte Rückmeldung. Die Trefferquote war entsprechend. Bei drei Zielen habe ich „genullt“, aber der jeweils nachfolgende „Trainigspfeil“ saß dann ebenfalls. Und erstaunlich viele Kills, sogar im 1.! Natürlich ist mir unser Parcours vertraut, aber ich glaube, mit diesem „Lauf“ hätte ich auch auf dem Turnier ein paar Punkte mehr erzielt. Aber darauf kam es nicht an, denn es machte einfach Spaß die Pfeile fliegen zu lassen! So fühlt sich Glück an! :yes:
„If you fail to plan, then you fail to plan!“
Larry Wise
Je besser ich meinen Schussablauf „abarbeite“ und verinnerliche, desto besser schieße ich. So einfach kann manchmal die Welt sein.
Warum es trotzdem immer wieder nicht geht? Abgesehen davon, dass jeder Mensch auch mal einen schlechten Tag hat, glaube ich, meine mentale Baustelle erkannt zu haben (es gibt „technisch“ noch genügend davon):
„andere Menschen“ irritieren mich, weil es am Selbstwertgefühl hapert.
Egal, ob Freunde, Bekannte oder Fremde… sobald „mehrere“ am Pflock stehen, kann ich mich nicht mehr auf mich konzentrieren. Das ging mir nämlich auch gestern so: am letzten Ziel. Ich war „aufgelaufen“ auf drei Vereinsmitglieder, die miteinander quatschten. Tja, und als ich dann auf den Steinbock schoss, waren meine alten Fehler wieder da! Obwohl das ja nette Menschen waren, die mir nichts wollten. Obwohl wir eine gute Stimmung hatten und auch sie daneben schießen konnten. Konzentration und Fokus weg…
Seit den ersten Auftritten mit dem Kinderchor bin ich gewohnt, dass sich Augen auf mich richten. Egal ob beim Singen vor Publikum oder beim Referieren. Und da gelingt es mir ja auch, mich auf meine „Arbeit“ zu konzentrieren.
Selbst im Büro! Ich habe immer Radio laufen, weil es mir sonst zu still ist. Bei nicht allzu intensiven Arbeiten höre ich dann Lieder, singe schon mal mit, oder lausche den Nachrichten. Muss ich mich aber konzentrieren, blende ich die Umgebung vollkommen aus! Kollegen sagen, sie „könnten das nicht“, für mich ist das aber gar kein Problem. Ich wundere mich eher, dass sie es nicht können!
Stehe ich auf der Bühne, singe, lese oder rede ich für „mich“. Halte ich ein Seminar, gebe ich meine Begeisterung für das Thema weiter. Klar, ein klein wenig „Lampenfieber“ darf sein, aber das bremst mich nicht aus und legt sich auch nach der Eingangssequenz. Denn ich weiß ja, was ich kann!
Soweit scheine ich beim Bogenschießen noch lange nicht zu sein. Wahrscheinlich, weil ich mir zu wenig zutraue… so als Anfänger…
Dabei habe ich in dem einen Jahr schon so viel gelernt! Auch wenn man nie (!) ausgelernt haben wird, brauche ich mich nicht zu verstecken. Hier das Selbstvertrauen zu finden, wird mein großes Thema werden. So wie ich anderen beim Schießen zusehe, so tun sie es bei mir eben auch. Wir kochen alle nur mit Wasser… 😉
Ansatzweise gelingt mir das „Ausblenden“ schon: in der Trainingsgruppe bei CC. Obwohl man denken könnte: meine Kollegen dort sind ja teilweise Lichtjahre von mir entfernt, was das Können und die Erfahrung angeht. Aber die Gruppe ist ein „geschützter Raum“! Jeder trainiert, weil er sich selbst verbessern möchte – und CC holt jeden dort ab, wo er gerade steht, ohne zu „werten“.
Sobald ich diesen geschützten Raum verlasse, und sei es nur im Vereinstraining oder mit Freunden im Parcours, sieht das schon wieder anders aus. Und diese Unsicherheit zeigt sich dann in meinem schlampigen Schussablauf. Ich meine dann keine Zeit zu haben, weil die anderen ja auch noch schießen wollen, warten müssen oder was auch immer. Niemand drängelt (!) – und trotzdem kommt es mir so vor, als ob ich eine Gruppe ausbremse. Dies entspricht aber nicht den Tatsachen. Denn jeder möchte ja seinen Schuss so gut wie möglich machen und nimmt sich die Zeit. Nur ich nicht, da hapert es eindeutig am Selbstwertgefühl… 😐
Aber wie ich gestern erlebt habe: es geht doch! :wave:
Dieses gute Gefühl gilt es nun zu bewahren! Morgen haben wir wieder Vereinstraining mit Jens. Ich nehme mir vor, es dort auch so ruhig und konzentriert angehen zu lassen wie gestern. Wir machen bei ihm viele Mentalübungen, und das tut mir sehr gut. Denn die kann ich „angeleitet“ immer gut umsetzen. Dies zu verinnerlichen, wird die nächste Stufe…
Wie war das: „Bogenschießen ist zu 90% mental und zu 10% Technik“ B)
Für meine Trainer, die es manchmal ganz schön schwer mit mir haben… ;D