Folgenden Text habe ich für die Zeitschrift „Traditionell Bogenschießen“ geschrieben. Natürlich war er viel zu lang… :>>
Eine sehr stark gekürzte Version ist in Heft 73 (Herbst 2014) als „Turnierticker“ erschienen.
Besser spät als nie! Im Februar 2014 überredete mich ein Freund, doch mal zum Bogenschießen mitzukommen. Da war es um mich geschehen? Innerhalb einer Woche war mein alter Flitzebogen durch einen schönen Falco Langbogen getauscht und nun konnte ich mit über 51 Jahren (m)einer neuen Leidenschaft nachgehen. Seitdem suche ich ein- bis zweimal wöchentlich unseren Parcours in Wuppertal auf, um das ein oder andere „Gummitier“ zu „erlegen“ und an Trainings- und Arbeitsterminen teilzunehmen. Immerhin war ich auch schon mal „auswärts“ schießen, hatte ich doch den Ostermontag mit drei Vereinskollegen/Freunden in Hagen-Dahl verbracht. Ein wenig feucht von oben, aber ein schöner Tag auf einem tollen Parcours!
Als ich erfuhr, dass einige Vereinskollegen des JBC Wuppertal zur Krefelder Pirsch angemeldet waren, überlegte ich gleich, als Besucher mitzukommen, zumal ich dorthin nur halb so weit zu fahren habe wie nach Wuppertal. Mich interessierte einfach, wie ein Turnier abläuft, schließlich würde ich Ende Juni bei unserem Turnier mithelfen. Ein Teilnehmer des JBC fiel aus beruflichen Gründen aus – und *schwups* war ich nachgemeldet. So schnell kann es gehen – als Anfängerin auf einem Turnier!
Also machte ich mich am Sonntag, den 04.05.2014 auf die Socken bzw. Reifen, um nach gerade mal 17 km am Parkplatz anzukommen. Kaum war die Ausrüstung zusammen gesucht, traf ein zweites Wuppertaler Auto ein. So konnte ich mich gleich an Mike und Daniel anschließen, um die Anmeldung und Umschreibung zu erledigen. Schließlich hatte „Wolfgang“ über Nacht eine Geschlechtsumwandlung erfahren, hieß nun „Andrea“ und schoss in einer ganz anderen Bogenklasse. 😉
Erst mal einen Kaffee – und am Stand von Bogen-Bücken einen Armschutz kaufen, da meiner im Auto lag und ich keine Lust hatte, die ganze Strecke zurück zu laufen B)
Mike trug uns in eine Gruppe ein, die sich als ideal herausstellen sollte: alles Langbogen- und Recurve-Schützen – und vor uns keine Compounder, so dass sich das „Anstehen“ in Grenzen halten würde. Eine nette Truppe traf sich also an Station 11, zu sechst würden wir durch die Krefelder Wildnis „pirschen“.
Um 10:10 Uhr durften wir loslegen. Die Gruppe gönnte mir den ersten Schuss: Körpertreffer auf die Wildsau! Wie schön, dass sich alle über meinen ersten Treffer im ersten Turnier mitfreuten! Die ersten Stationen waren im Flachland, danach ging es in die Krefelder „Berge“. Obwohl ich schon länger in der Nähe lebe, war mir nie bewusst gewesen, dass es hier Hügel geben sollte. Anscheinend handelt es sich um uralte Abraumhalden, die jedoch längst renaturiert sind. Und so waren die 32 Stationen im Wald gestellt. Manche Ziele musste man erst mal finden, denn im dichten Unterholz oder Laub fügten sich die Tiere „natürlich“ in die Umgebung ein. Da ringelte sich eine Schlange um einen Ast, ein Gepard trank an einem Bach im Tal, das Wildschwein wühlte in einer Grube… Heimische, aber auch exotische Ziele boten manche Herausforderungen! Nach etwa einem Drittel erreichten wir die Verpflegungsstation. Da ich meine Wasserflasche zuhause liegen lassen hatte, war ich dafür besonders dankbar. Auch mein Handy war zuhause geblieben, so konnte ich leider keine Fotos machen. Die Vereinsmitglieder des Krefelder SSK karrten, besser radelten, auf ihren Mountainbikes und Trekkingrädern unermüdlich Kaffee, kalte Getränke, Frikadellen und Kuchen in den Wald! Sogar ein Pavillon für die Schützen war aufgestellt, bot Sitzgelegenheit und Wetterschutz. Der KSSK schien sich jedoch mit Petrus gut zu verstehen, denn das Wetter war ideal! Sonnig, zunächst recht frisch und später angenehm kühl. So kam man auf der Pirsch nicht wirklich ins Schwitzen, musste aber auch nicht frieren. Da wir fast ausschließlich im Wald unterwegs waren, gab es auch genug Schatten.
Die „glorreichen Sechs“, Bild: KSSK
Weiter ging es durch die Berge. Nun folgten deutlich anspruchsvollere Steilschüsse bergab und bergauf, die auch meine erfahrenen Gruppenkollegen an ihre Grenzen brachten. Da dauerte das Pfeilesuchen schon mal etwas länger… Zu rechnen gab es auf meinem Schießzettel in dieser Phase wenig, aber ich war ja sowieso ohne Ambitionen zum Turnier gekommen. Besonders beeindruckt hat mich der stehende Bär, der auf der anderen Seite des tief eingeschnittenen Tales stand! Vermutlich nicht weiter als 50 m, aber durch die Landschaft optisch sehr viel weiter weg! Auch (beispielsweise) die „fliegende“ (beweglich montierte) Gans war ein Ziel, das deutlich leichter aussah als zu treffen war.
Immer wieder „trafen“ wir auf gutgelaunte Krefelder, die als Streckenposten und Ansprechpartner zur Verfügung standen. Die öfter gestellte Frage, ob wir Spaß haben, konnten wir ebenso gut gelaunt bejahen! Das steile Bergab- und Bergaufgehen im Parcours machte durstig – wie praktisch, dass wir abermals an der Verpflegungsstation vorbeikamen!
Für uns ging es dann langsam wieder bergab, wobei links und rechts des Weges noch manche Herausforderung lauerte. Insgesamt waren viele Hunter- oder Doppelhunterziele gestellt, wobei das nur mein persönlicher Eindruck war (ich hatte ja keinen Vergleich). Die Doppelhunter gab es wiederum in zwei Variationen: entweder ein Tier von zwei Pflöcken oder zwei Tiere von einem Pflock. Ab und zu mache auf unserem Wuppertaler Parcours zur Übung (und/oder wenn ich nicht viel Zeit habe) auch mal eine Hunterrunde, allerdings fällt mir das Abschätzen von Entfernungen noch sehr schwer, so dass ich in Krefeld bei keinem Hunterziel punkten konnte. Aber auch meine erfahrenen KollegInnen mussten sich ab und zu eine 0 eintragen. Am Vereinsgelände angekommen, konnte man sich wieder stärken. Während ich mir ein ordentliches Mahl lieber erst nach unserer Runde gönnen wollte, pilgerten drei Gruppenmitglieder gleich zum Grill. Nach einem dadurch etwas längeren Päuschen machten wir uns weiter auf die Pirsch. Rund um den Schießplatz waren im Wald weitere Ziele gestellt. Es gab sogar einen kleinen Hochstand, um auch hier im Flachen Höhenunterschiede zu ermöglichen. Toll waren die Käuzchen, die so montiert waren, dass sie bei einem Treffer nach hinten klappten!
Nein, auf dem Weg zu unseren letzten Stationen ließen wir uns nicht nochmal vom Verpflegungsangebot verführen, es warteten ja nur noch fünf Stationen! Hier verlor ich dann einen Pfeil, der zum Glück aber von einer anderen Gruppe wieder gefunden wurde! Und ein Stein machte einem anderen Pfeil den Garaus. Ein bisschen Schwund ist immer… 😉
Meine mentale und bogenspezifische Kondition hatte deutlich nachgelassen, an diesen Stationen konnte ich nicht mehr punkten. Wandern hätte ich durchaus länger mögen, aber nach etwa sechseinhalb Stunden (die Zeit war wie im Fluge vergangen!) tat es gut, sich endlich richtig stärken zu können. Und was hatten die Krefelder nicht alles aufgefahren! Eine reichliche Auswahl an Getränken, Kuchen, Salaten und Protein ließ, glaube ich, keine Wünsche offen. Und das zu sehr günstigen Preisen! Ich gönnte mir ein Nackensteack mit Salat (sehr lecker!) und alkoholfreies Bier (die 17 km wollte ich schließlich nicht nach Hause laufen). Nun war auch die Gelegenheit, sich mit den Gruppenkollegen, Vereinskameraden und anderen Bekannten zu unterhalten. Auch nett, wenn man Facebook-Freunde endlich mal persönlich kennen lernt!
Fotos der Krefelder Pirsch 2014
Die letzte Gruppe traf erst nach 18 Uhr ein, daher dauerte das Auswerten etwas länger. So habe ich, wie viele andere auch, nicht mehr bis zur Siegerehrung gewartet. Eigentlich schade, aber es war einfach nicht abzusehen, wann es losgehen würde. Und an einem Sonntagabend droht ja schon wieder der Mon- und somit Alltag.
Zusammenfassend kann ich sagen: das Turnier war einfach toll! Als Anfängerin bin ich ja ganz unbedarft hingegangen, hatte lediglich einen netten Tag und vielleicht ein paar wenige Treffer erwartet. Auch wenn ich nur 156 Punkte geholt habe (8 von 32 Stationen) – immerhin dreistellig (und nicht „Letzte“ :)) ), und das Dabeisein war mir sowieso das Wichtigste! Die Krefelder haben mich wirklich beeindruckt, wie sie so ein großes Turnier (180 Teilnehmer!) gestemmt haben. Sie haben ja keinen permanenten Parcours, sondern müssen die Ziele für das Turnier im öffentlichen Raum stellen. Dazu gehören natürlich auch Sicherheitsmaßnahmen, denn die erholungssuchende Bevölkerung war zeitweise ebenfalls im Wald unterwegs, obwohl sie über die „genehmigte Schießsportveranstaltung“ informiert war. Wie viele Heinzelmännchen müssen das gewesen sein, die den Parcours so liebevoll gestaltet, Unmengen Kuchen gebacken, Salate zubereitet und Fleisch gegrillt, Listen geschrieben, Kaffee gekocht, sich um Anmeldung und Orga gekümmert, Auswertungen gerechnet haben und für alle Anliegen ein offenes Ohr hatten. Da ich ab und an selbst Veranstaltungen (mit-)organisiere, weiß ich was da alles dahinter steckt… Meine Hochachtung also für den Krefelder SSK. Vielen Dank für diesen schönen Tag! Die Pirsch hat mir so viel Spaß gemacht – da komme ich gerne wieder!
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Dieses Jahr habe ich mir vorgenommen mehrere Turniere zu besuchen.
Leider klappt es nicht mit der Bowhunterliga des DFBV (bin seit Januar Einzelmitglied), da ich aus zeitlichen Gründen die erforderlichen 3 Turniere zur Qualifikation nicht schaffe… und auch an der DM kann ich nicht teilnehmen. Alle erreichbaren Turniere liegen an bereits „besetzten“ Wochenenden. Auch mit den internationalen Turnieren der IFAA geht es mir so, an denen ich durch die DFBV-Mitgliedschaft teilnehmen dürfte. Aber ich kann mir ja mal EBHC 2016 (Österreich) und EFAC 2017 (Niederlande) vornehmen. 😀
Dieses Jahr werde ich zuerst die Eifel besuchen. Die Krefelder Pirsch ist wieder fest eingeplant, auch wenn es am Tag zuvor spät wird durch ein „Treffen“ mit alten Freunden. Isselburg liegt entfernungstechnisch ebenfalls günstig, da ich bei meinen Freundinnen übernachten kann. Und zu den Patschelbognern möchte ich auch noch fahren.
Aber wie bereitet man sich eigentlich auf ein Turnier vor? Vor allem mental: ich möchte einfach Spaß und eine gute Zeit haben und nette Leute „treffen“! Ambitionen auf das „Treppchen“ habe ich wirklich nicht. Trotzdem befürchte ich eine gewisse Erwartungshaltung meinerseits (so nach dem Motto, ob ich jetzt doch mal was gelernt habe…), die mich blockieren könnte. Ich kenne mich ja schon ein paar Jahre, Ehrgeiz und Perfektionismus sind mir nicht fremd…
Was also tun? :??:
„Der Reisende“ schrieb gestern Vormittag:
„Nichts ist vergänglicher als der Augenblick, genieße jeden einzelnen: heute, morgen – und erinnert Euch an das, was war.“
Die unerwarteten Geschenke sind die Schönsten! Gestern war so ein Tag! :yes:
Erst ein wenig „Schießkino“ auf dem Platz, da Trainingskollege Peter sich auch einmal sehen und die Linie prüfen wollte. Danach mit einem Gastschützen gequatscht – und beim Tausch „Kaffee gegen Kuchen“ festgestellt, dass er dasselbe Turnier besucht wie ich (Vossenack).
Beim Einschießen habe ich nur eine Passe gemacht, weil es für meine Verhältnisse besser nicht werden konnte. B)
Dann mit Vereinskamerad Andreas und dem Gastschützen Carsten auf den Parcours. Nachdem Carsten mich beim dritten Ziel vorab gefragt hat, habe ich Hilfe dankbar angenommen: habe ich den ersten Pfeil zu schnell „rausgehauen“ bzw. „geschlampt“, hat er mich „gebremst“ (Stichwort „omm“ 😉 ). So konnte ich mich spätestens beim zweiten Pfeil konzentrieren, ankern und in die Linie gehen. Kein Erzwingen, einfach „gemacht“. Wir hatten super viel Spaß, haben eine Menge gelacht und uns trotzdem beim Schießen konzentriert. Es ist mir tatsächlich meistens gelungen, von Konzentration auf Entspannung und zurück zu gehen. Und wenn nicht, kam wieder der Hinweis vom Kollegen.
Wie üblich habe ich keine Punkte gezählt, aber es wären für meine Verhältnisse reichlich zusammen gekommen. Was aber völlig egal war! 😛
Grandiose Turniervorbereitung! Wir haben auch schon ausgemacht, dass wir in dieselbe Gruppe gehen. In der wird noch ein Bekannter von mir sein, der sehr konzentriert und konstant die Bowhunterliga schießt. Von den beiden Schützen werde ich mir also viel abschauen können, was das Mentale angeht. Ich hatte ja die Befürchtung, dass ich mir selbst zu viel Druck machen könnte, obwohl es ja nun wirklich um gar nix geht. So wie es gestern lief, weiß ich, dass ich eine Menge Spaß haben werde, dass jeder Schuss eine Erfahrung ist, dass ich abrufen kann, was ich gelernt habe (wenn ich achtsam bin!) – und Sch… auf das Ergebnis! :>>
Der Erkenntnisgewinn ging übrigens noch weiter: ich habe die letzte Zeit zu viel an der Scheibe gemacht! Nicht vom Schießen her gesehen, sondern vom „Stehen“. Die letzten Wochen hatte reichlich Probleme mit einer bestimmten Bandscheibe bzw. „Ischias“. Gestern also nur ein paar Schuss an der Scheibe, stattdessen im Parcours viel bewegt – und die Schmerzen sind weg! Das bedeutet: ich muss das Scheibentraining besser dosieren und außerdem üben, entspannt bzw. lockerer zu stehen. Anscheinend verspanne ich an der Scheibe den rechten Gluteus maximus (profan „der große Pobackenmuskel“ – Rechtshandschützen bitte umdenken! 🙂 ) und das nimmt mir die Nervenwurzel bzw. der durchlaufende Spinalnerv übel.
Lernen durch Schmerzen ist irgendwie blöd. :**:
Für mich heißt das: kleinere Einheiten, am besten zuhause, da sich für 20 Minuten Training der weite Weg nach Wuppertal für mich natürlich nicht lohnt. Für meine kaputte Wirbelsäule ist Bewegung äußerst wichtig, jegliche „starre“ Haltung über eine gewisse Zeit bekomme ich zu spüren. Schließlich bin ich ja u.a. zum 3D-Schießen gekommen, weil ich mich da bewegen kann!
Das habe ich aber die letzten Wochen/Monate erfolgreich verdrängt, weil ich ja die Technik lernen will! Also nun auch bewusst entspannen üben – und mehr Bewegung ins Training einbauen (vielleicht mehr walk-ups bzw. öfter die Scheiben im Wald nutzen, damit ich zwischendurch mehr gehe und dadurch die Muskulatur lockere). Und je lockerer (auch mental!) ich an die Sache herangehe, desto besser wird auch das Trefferbild.
Es gibt viel zu tun!:yes:
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